Gern leiten wir diese Anfrage weiter:

„Im Rahmen meiner Bachelorarbeit am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialpsychologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften führe ich eine Studie zum Thema „Erfahrungen von Lehrbeauftragten an Hochschulen in Deutschland“ durch.

Der Fragebogen kann online unter https://www.unipark.de/uc/Lehrbeauftragte/ ausgefüllt werden. Dies nimmt etwa 10-15 Minuten in Anspruch.

Ziel dieser Untersuchung ist es, die spezifischen Anforderungen und Belastungen von Lehrbeauftragten zu identifizieren. Hierbei betrachten wir sowohl den Einfluss kontextspezifischer als auch individueller Aspekte. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen dazu beitragen, die Beschäftigungssituation von Lehrbeauftragten zu verbessern.
Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, ist es sehr wichtig, dass möglichst viele Lehrbeauftragte an dieser Studie teilnehmen.”

Eine internationale Expertenkommission hat am Freitag 19.7.2019 die Entscheidungen zur Exzellenzförderung von Universitäten bekanntgegeben: Bundesweit zehn Universitäten sowie der Berliner Verbund erhalten Födergelder der Exzellenzinitiative. Im Berliner Verbund befinden sich die drei großen Berliner Universitäten und die Charité.

Es bleibt offen, ob denn auch die Arbeitsbedingungen exzellent werden, angesichts von Befristungen im Wissenschaftsbereich und Verwaltung, Outsourcing, Arbeitsverdichtung und schlechter Grundfinanzierung. Verschiedene Abgeordnete kritisierten gegenüber Zeit Campus beispielsweise, die Exzellenzinitiative würde die Hochschullandschaft spalten, die Hochschulen der neuen Bundesländer müssten stärker gefördert werden und Betreuungsqualität und Arbeitsbedingungen spielten in der Exzellenzstrategie keine Rolle. Andreas Keller, hochschulpolitischer Sprecher der GEW, forderte nicht nur mehr Geld zu investieren, sondern diese Gelder auch nachhaltig und verlässlich auszugestalten (vgl. Interview im SWR).

Bund und Länder stellen für die Exzellenzstrategie jährlich rund 533 Millionen Euro bereit, 148 Millionen davon für die Exzellenzuniversitäten. 75 Prozent der Mittel stammen vom Bund, 25 Prozent vom jeweiligen Bundesland der Exzellenzuniversität.

Zwei Artikel der letzten Wochen beleuchten die befristeten Beschäftigungsverhältnisse an Universitäten. Sie lassen Betroffene zu Wort kommen und analysieren Hierarchien, Finanzierung sowie mögliche Lösungsansätze:

Im Artikel “Mit Anfang 40 werden viele Forscher nicht mehr gebraucht” (SZ, 23.06.2019) kommen mehrere Betroffene zu Wort, die die Auswirkungen von befristeter Beschäftigung beschreiben. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz erlaubt eine befristete Beschäftigung von sechs Jahren vor der Promotion und sechs Jahren nach der Promotion. Danach gilt es, eine der knappen Professuren zu ergattern oder sich in den Konkurrenzkampf um Drittmittel zu werfen – ansonsten gibt es plötzlich keinen Platz mehr in der Hochschullandschaft. So steht der Mittelbau unter dem doppelten Druck von befristeten Stellen und unsicherer Zukunftsperspektive.

Als sie an die Akademie zurückkehrte, bekam sie statt der versprochenen Entfristung einen Dreimonatsvertrag präsentiert. “Ich dachte mir, wenn es so weitergeht, brauche ich einen guten Therapeuten”, sagt Marchionni. (…) “Ich weiß nicht, wie wir das nervlich durchgehalten haben.”

Im Artikel “Angst vor der akademischen Abbruchkante” (Tagesspiegel, 10.07.2019) wird deutlich, dass es neben der Frage der Finanzierung auch um Hierarchien geht. Ein großer, in Abhängigkeit gehaltener Mittelbau bilde auch einen “Hofstaat” für die Professor/innen. Der Artikel beleuchtet auch verschiedene Modelle und Forderungen, um prekäre Beschäftigung einzudämmen.

Tilman Reitz, Wissenssoziologe an der Universität Jena (…) fordert, das „ungehemmte Anwerben und Entsorgen wissenschaftlicher Nachwuchskräfte“ müsse aufhören. Derzeit lägen die Chancen von Promovierten, dauerhaft in der Wissenschaft zu bleiben, „nicht akzeptabel“ unter 30 Prozent.

Es ist entschieden: Die Chance auf eine Entfristungsoffensive an Deutschlands Hochschulen wurde vertan. In den neuen Wissenschaftspakten stehen dazu keine verbindlichen Vorgaben, obwohl die Mittel dazu mittlerweile da wären.

Das Bündnis “Frist ist Frust” und das “Netzwerk Gute Arbeit in der Wissenschaft” rufen nun dazu auf, den Kampf auf Länderebene fortzuführen:

Aufruf: Den Ländern einheizen!

Der „Hochschulpakt“ wird vom „Zukunftspakt Studium und Lehre stärken“ abgelöst und die Mittel werden verstetigt. Wie werden die Länder diese Mittel einsetzen? Werden sie die Chance nutzen, die verstetigten Mittel als Grundhaushalt aufzunehmen und davon entfristete Stellen mit vernünftigem Lehrdeputat zu schaffen?

Ihr seid gefragt!

  • Sprecht an Euren Hochschulen über die Vergabe der Personalmittel!
  • Macht Euch für konkrete und verbindliche  Entfristungsvereinbarungen in den Verträgen stark!
  • Dauerstellen sind jetzt möglich!

Aufruf des Netzwerk Gute Arbeit in der Wissenschaft

Länder bislang als Bremsklotz erlebt

Dass die Länder bislang eine zweifelhafte Rolle innehatten, beschreibt die Initiative “Frist ist Frust” in ihrer Erklärung “Erkenntnis ohne Konsequenzen” vom 05.06.2019.

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Für zu viele Beschäftigte an den Hochschulen tickt die Uhr. Demonstration für einen “Entfristungspakt” von ver.di, GEW und NGA-Wiss vor dem Ministerium für Bildung und Forschung, 02. Mai 2019, Berlin. © Kay Herschelmann

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) einigte sich am 03. Mai 2019 über drei Förderprogramme des Bundes. Diese versprechen mehr Geld für Hochschulen und Forschungsinstitute. Damit würde der Bund erstmals dauerhaft in die Finanzierung der Hochschulen einsteigen, anstatt nur befristet Zuschüsse zu bewilligen. Der Beschluss der GWK muss am 06. Juni 2019 von den Regierungschefs von Bund und Ländern bestätigt werden.

Doch die gute Nachricht hat einen Haken: Die Mittel aus den Wissenschaftspakten wären, wenn es nach der GWK geht, nicht an verbindliche Standards in den Arbeitsbedingungen geknüpft. Damit wird die zentrale Forderung des Bündnis “Frist ist Frust” ignoriert.

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„Gute Lehre gibt es nur durch finanzielle Kontinuität.“

Eva-Maria Stange (SPD), Wissenschaftsministerin Sachsen, fr vom 20.2.19

Eigentlich sollte der Hochschulpakt von 2007 eine einmalige Finanzspritze des Bundes an die Hochschulen bleiben, damit diese ihre Kapazitäten angesichts steigender Studierendenzahlen ausbauen. Nun soll die Förderung verstetigt werden – das ist Neuland und wirft die Frage auf: Mittel für was genau?

Für einen “Entfristungspakt”, fordert ein Kampagnenbündnis der GEW, ver.di und NGA-Wiss, und startet eine Online-Petition:

Petition zur Entfristungsoffensive: “Frist ist Frust”
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Die Verhandlungen über den Tarifvertrag der Länder (TVL) haben begonnen, in den nächsten Wochen ist mit ersten Warnstreiks zu rechnen. In diesem Zusammenhang forciert ver.di wieder die Kampagne “Wir sind es wert”, die auf die Bedeutung des öffentlichen Dienstes generell aufmerksam macht. Dabei können Angestellte aus dem öffentlichen Dienst in einem kurzen Online-Statement beschreiben, was er/sie täglich für die Gesellschaft leistet.

Nun sind Honorarlehrkräfte zwar nicht im öffentlichen Dienst angestellt. Sie arbeiten aber durchaus häufig, direkt oder indirekt, im öffentlichen Auftrag, sei es in der Integration, in der Hochschulbildung oder musikalischen Bildung. Daher sollten sie in der Kampagne nicht fehlen! Einige haben bereits angefangen, sich bemerkbar zu machen:

Wer mitmachen möchte, kann sein Statement ganz einfach auf der Kampagnenseite “Wir sind es wert” eingeben. Eine Gewerkschaftsmitgliedschaft ist dafür nicht erforderlich.

Links


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“Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.” Nach dieser Maxime versucht der Freistaat Bayern offenbar, das Problem mit den freien DozentInnen an Musikhochschulen zu lösen – ohne dabei Verantwortung übernehmen zu müssen. Laut Süddeutscher Zeitung wurden die Lehrbeauftragten an bayerischen Musikhochschulen aufgefordert, schriftlich zu bestätigen, dass ihre Aufträge nur nebenberuflich erfolgen.

“Hiermit erkläre ich, dass ich meinen Lebensunterhalt aus anderen Quellen als den Lehraufträgen an staatlichen bayerischen Hochschulen hinreichend bestreiten kann.”

Dies sollen Lehrbeauftragte in Bayern bestätigen. “Ein Fragebogen schürt neue Angst” SZ, 12.11.2018
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Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen hat die Online-Petition “Für eine Entfristungsoffensive an hessischen Hochschulen” gestartet. Demnach grassieren an hessischen Hochschulen auch dann noch Befristungen, wenn die Beschäftigten Daueraufgaben wahrnehmen.

Die GEW Hessen nutzt nun die anstehenden Verhandlungen über einen neuen Hochschulpakt in Hessen 2019, um das Thema neu aufzurollen. Dabei setzt sie auf den gestiegenen Einfluss der GRÜNEN. Diese hatten sich in ihrem Wahlprogramm für Verbesserungen im Hochschulbereich ausgesprochen – nun müssen Taten folgen.

Schade: Die freien Lehrbeauftragten an Universitäten kommen im Text nicht vor. Sie üben ebenfalls häufig Daueraufgaben aus und hangeln sich dabei von Honorarvertrag zu Honorarvertrag.

Dennoch: Die Petition ist wichtig und richtig. Mehr unbefristete Stellen und ein genauer Blick auf die Arbeitsbedingungen im Hochschulbereich, das wäre gut für alle. In diesem Sinne: Spread the word!

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