Es ist wieder so weit: Am Freitag, den 26.07.2019 begannen die Sommerferien in Baden-Württemberg – und damit die Arbeitslosigkeit von 9.000 Lehrerinnen und Lehrern der staatlichen Schulen. Der Skandal daran ist, dass sehr viele der Betroffenen im September zum neuen Schuljahr wieder eingestellt werden. Sie werden gebraucht – nur in den Sommerferien nicht.

Die Schulferien sind aber fest in die Arbeitszeit und in das Lehrergehalt einkalkuliert. Wer das ganze Jahr über gemäß der Arbeitszeiten unterrichtet, in die bereits unterrichtsfreie Zeiten eingerechnet sind, der muss diese unterrichtsfreie Zeit dann auch erhalten. Alles andere ist Diebstahl.

Von diesem Diebstahl betroffen sind nach Angaben der GEW Baden-Württemberg etwa 5.000 Referendare und etwa 4.000 befristet angestellte Lehrkräfte.

Den angehenden Lehrerinnen und Lehrern wird also gleich zu Beginn ihrer Karriere ins Gesicht gespuckt – frei nach dem baden-würtembergischen Motto “Wir können alles, außer Wertschätzung”. Da bekommen die Junglehrer gleich so richtig Lust darauf, ihr Berufsleben in den Dienst des Lands Baden-Württemberg zu stellen. Doro Moritz, Vorsitzende der GEW Baden-Württemberg, kritisiert: „Bei vollen Kassen und Lehrermangel präsentiert sich die grün-schwarze Landesregierung erneut als Arbeitgeber ohne Verantwortung. Welcher andere Arbeitgeber schickt den gefragten Nachwuchs nach der Ausbildung erst einmal in die Arbeitslosigkeit?” (GEW-Pressemitteilung vom 21.07.2019)

Bei den befristet angestellten Lehrerinnen und Lehrern handelt es sich um Vertretungslehrer sowie um Lehrkräfte in den Willkommensklassen für Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache. Mag sein, dass das Land dies für einen vorübergehenden Bedarf hält. Ist aber falsch: Es werden immer Lehrkräfte erkranken, in Elternzeit gehen oder Teilzeit beantragen; und es werden immer Familien mit Kindern zuwandern, die noch nicht genügend Deutschkenntnisse mitbringen, um dem Regelunterricht zu folgen. Unklar ist lediglich, wann, wo, in welcher Klasse, in welchem Ausmaß dies anfällt. Gerade diese Wechselhaftigkeit macht den Job aber auch besonders anstrengend. Vertretungslehrer müssen sich sehr flexibel auf verschiedene Situationen und Klassen einstellen. Deutschlehrkräfte sind mit ständigem Schülerwechsel auch innerhalb des Schuljahres und einer immensen Heterogenität in der Klasse konfrontiert. Weder der Dauerbedarf noch die große Leistung dieser Lehrkräfte wird vom Land Baden-Württemberg in irgendeiner Weise anerkannt.

Zur GEW-Pressemitteilung vom 21.07.2019: Landesregierung entlässt rund 9.000 Lehrkräfte – nur über die Sommerferien

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